Ganzheitliches Körpertraining im Freien

 Lebensgeschichte von Heinz und Irmhild Heigl

 

Heinz (Heinrich) Heigl, der Begründer der nach ihm benannten Trainingsmethode, wurde am 26.11.1901 im Böhmerwald geboren. Da sein Vater als Landwirt nicht in der Lage war, ihm eine weiterführende Ausbildung zu finanzieren, schlug er die Offizierslaufbahn ein.

Schon als Schüler war er ein begeisterter Sportler und so verwundert es nicht, dass er seine sportliche Laufbahn in der Armee fortsetzte. Er kam an die berühmte Heeressportschule in Wünstorf bei Berlin, wo er bald zum Ausbilder aufstieg.

Neben seiner Ausbildertätigkeit hatte er auch persönlich einige sportliche Erfolge. Dabei machte er die Erfahrung, dass Ehrgeiz und zuviel Training dem Erfolg eher schaden.

Diese persönlichen Erfahrungen kamen ihm zu Gute, als er zum Trainer der Deutschen Olympiamannschaft im Modernen Fünfkampf für die Olympiade 1936 auserwählt wurde. Ein Mitglied der von ihm trainierten Mannschaft errang damals die Goldmedaille.

 

 

 Steilgang

Irmhild und Heinz Heigl

beim Steilgang

 

Während des Krieges war er als Offizier an verschiedenen Orten eingesetzt und geriet zum Ende des Krieges in russische Gefangenschaft.

Im Kriegsgefangenenlager machte Heinz Heigl die Bekanntschaft eines japanischen Oberst, der es durch tägliches Körpertraining erreichte, dass die körperliche und mentale Widerstandskraft seiner Kameraden deutlich höher war als bei den Deutschen. Heinz Heigl begann daraufhin auch im deutschen Lager ein tägliches Körpertraining durchzuführen, was eine Verringerung der Sterberate mit sich brachte.

 

Als er 1950 aus der Gefangenschaft zurückkehrte, übernahm er eine Aufgabe als Militärberater in Syrien. Die USA und Deutschland waren daran interessiert den Einfluss der UDSSR in Syrien nicht zu groß werden zu lassen. Außerdem  baute Heinz Heigl in Syrien eine Sportschule auf. Da die Bundesrepublik Deutschland keine offizielle Botschaft in Syrien unterhielt, wurden  ihm dabei auch diplomatische  Aufgaben übertragen.

Irmhild Heigl geborene Scharnhorst wurde am 23.2.1914 in Soldau in Ostpreußen geboren. Die Familie wechselte nach Thüringen und und schließlich nach Ovelgönne bei Hoya. Im 2. Weltkrieg war sie als Frontschwester in einem Lazarett bei Leningrad im Einsatz.

Auf einem Urlaub in Deutschland erkundigte sich Heinz Heigl nach Irmhild Scharnhorst, die er vorher kennen gelernt hatte, und fand sie in einem Krankenhaus in Hannover, wo sie schon seit langer Zeit schwer krank lag. Nach dem Urteil der Ärzte war sie zu 75% kriegsbeschädigt.

Ihre Ärzte hatten einen schweren Herzmuskelschaden und schwerwiegende Wirbelsäulenabnutzung mit einer starken Skoliose diagnostiziert. Der Herzmuskelschaden hatte eine verschlechterte Durchblutung zur Folge, was im Falle der Netzhaut im Auge schon zu einer Reduzierung der Sehkraft geführt hatte. Von Seiten des Klinikchefs Dr. Heuberger wurde ihr angeraten möglichst bald die Blindenschrift zu erlernen.

Heinz Heigl hatte über Beziehungen seines Bruders in Amerika die Möglichkeit Irmhild in einem amerikanischen Militärkrankenhaus in Wilhelmshaven unterzubringen. In diesem Krankenhaus wurde schon zur damaligen Zeit nach psychosomatischen Kriterien behandelt. Zusätzlich trainierte Heinz Heigl regelmäßig mit ihr. Der Erfolg blieb nicht aus. Entgegen allen Erwartungen verbesserte sich ihre Sehkraft wesentlich und ist ihr bis ins hohe Alter erhalten geblieben.

Auch die Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) verbesserte sich, da das regelmäßige Training zu einer Stärkung der Rückenmuskulatur führte.

Dr, med. Timm aus Hamburg, ein befreundeter Arzt, dessen Frau auch Heigllehrkraft wurde, konstatierte: “ Es ist erstaunlich, dass diese Wirbelsäule so so leistungsfähig ist. Sicher ist dies nur erklärlich durch das tägliche Training nach Methode Heigl mit ständiger Haltungskorrektur.”

Im Jahr 1955 heirateten Heinz und Irmhild Heigl, und sie folgte ihrem Mann nach Syrien.

1961 war die Mission von Heinz Heigl im Vorderen Orient beendet und die Eheleute kehrten nach Deutschland zurück. Sie ließen sich in Irmhilds alter Heimat in der Nähe von Hoya nieder und bauten schließlich auf dem Heidehügel in Duddenhausen ein Haus und gründeten dort das erste Trainingszentrum.

Ab 1963 entwickelte Heinz Heigl das sog. “Bauerntraining” für die unter vielerlei Beschwerden leidende Landbevölkerung. War es in der Vergangenheit der Leistungssport, so wurde nun die Wiederherstellung einer gesunden Beweglichkeit Ziel des Trainings.

Trainingszentren  in Bruchhausen-Vilsen, Loferer Alm (Österreich), St. Blasien, Wyk auf Föhr, Hausern, Bad Liebenzell und Mölln wurden gegründet. Diese neue Ausrichtung seines Trainings nannte Heinz Heigl: “Modernes Körpertraining”.

1981 übergab er das “Moderne Körpertraining” und das unter gleichem Namen erschienene Buch an eine von ihm ausgebildete Lehrkraft ab.

1982
 Unterricht Irmhild und Heinz Heigl
Unterricht in Theorie von Irmhild und Heinz Heigl in Bruchhausen-Vilsen im Wald

 

 

Heinz und Irmhild Heigl erkannten immer mehr, dass die Beschwerden ihrer Trainingsteilnehmer oft psychische Ursachen hatten, und dass ohne Berücksichtigung psychosomatischer Zusammenhänge ein dauerhafter Erfolg nicht zu erreichen war.

So entstand die “Konditions-Therapie Methode-Heigl”.

Da auch eine gesunde Ernährung von großer Bedeutung ist, schrieb Irmhild Heigl 1982  eine Broschüre mit dem Titel: “Die Ernährung ein wesentlicher Bestandteil der Konditions-Therapie Methode-Heigl”.

 

Am 20.4.1987 verstarb Heinz Heigl in seinem Haus in Duddenhausen.

 

Mit Datum vom 19.5.1987 wurden Heinz Heigl posthum und Irmhild Heigl für ihre Arbeit das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Heinz Heigl hatte zu Lebzeiten über 20 Lehrkräfte in seiner Methode ausgebildet. Nach seinem Tod führte Irmhild Heigl die Ausbildung von Lehrkräften im Sinne ihres Mannes weiter.

Als Irmhild Heigl im Jahr 1991 einen schweren Autounfall mit Schädelbruch, linksseitiger Lähmung, Sprachstörungen, Ellenbogentrümmerbruch und mehreren Rippenbrüchen hatte, waren sich alle sicher, dass sie nie wieder ein Training leiten können würde. Mit Hilfe von regelmäßigem Heigltraining, das sie schon im Krankenhaus absolvierte, war sie im Frühjahr 1992 soweit wieder gesundet, dass sie das Training und die Ausbildung weiterer Lehrkräfte wieder aufnehmen konnte.


Diesem Umstand verdanke ich meine Ausbildung bei ihr, die vielen gemeinsamen Trainingsstunden und den über viele Jahre währenden regen Gedankenaustausch.

Am 21.4.2012 starb Irmhild Heigl im Alter von 98 Jahren.